Dienstag, 8. April 2014

DER COMICiale VERGLEICH

Autor: (Fritz Lang), Jon J Muth
Zeichner: Jon J Muth
| 208 Seiten | s/w | 16x24cm | HC | €25 |















 Vasmers Bruder (Carlsen Comics)
Autor: Peer Meter
Zeichner: David von Bassewitz
| 176 Seiten | s/w | 17x25cm | HC | €17,90 |



Warum ich gerade die beiden Comics in die Gegenüberstellung schmeisse? Beide sehen sich optisch, zumindest auf den ersten Blick, recht ähnlich. Und beide handeln von Mördern...

Geschichte/Story:
Beide Comics haben einen mörderischen Hintergrund. „Vasmers Bruder“ basiert auf einer wahren Begebenheit. Und zwar auf der des Serienmörders und Kannibalen Karl Denke. „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ dagegen auf einer graphischen Umsetzung des gleichnamigen Stummfilms von Fritz Lang.
Während "Vasmers Bruder" die Begebenheit rückblickend aufarbeitet, spielt die Geschichte um den Kindermörder Hans Beckert in der Gegenwart des Mörders. Beide Storys bieten seinen ganz eigenen, sehr erschreckenden Reiz:

Vasmers Bruder zeigt sehr erschreckend was passiert, wenn ein ganzes Dorf wegschaut, weil ein Mensch nach außen hin lieb und nett ist und dem man nichts Böses will, aber doch eindeutige Hinweise da sind, die zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Durch die Ignoranz der Dorfbewohner konnte Karl Denke zisch Menschen ermorden und verspeisen und teilweise anders verarbeiten. Als dann, Jahrzehnte später, ein Reporter ins heutige Ziebice (früher Münsterberg) kommt, um diesen mysteriösen Fall zu belichten und dann ganz plötzlich verschwindet, nimmt das Grauen wieder eine Form an und fördert ungeahntes Grauen ans Tageslicht. Für den Leser kann dies des öfteren recht beklemmend sein und ihm den Magen umdrehen...
Peer Meter liefert mit Vasmers Bruder den letzten Band seiner Mörder-Trilogie ab. Schon mit den ersten beiden Comics (Haarmann & Gift) zeigte er, dass er nicht nur ein guter Autor ist, sondern auch viel Zeit in Archiven verbringt, damit die Geschichten so genau wie möglich wiedergegeben werden!

Bei M – Eine Stadt sucht einen Mörder ist es die Selbstjustiz, die zum Ende hin immer mehr in den Vordergrund gestellt wird. Im ersten Kapitel baut sich die Angst der Berliner Bevölkerung immer weiter aus, da immer wieder kleine Kinder verschwinden und Tage später tot gefunden werden und keiner nur den kleinsten Hinweis findet. Aber schon im zweiten Kapitel merkt man, dass durch die Unwissenheit und Ratlosigkeit eine Angst entsteht, die dazu führt alles Mögliche zu unternehmen, um die Menschen wieder ruhig schlafen zu lassen. Durch die Polizeipräsenz an allen Ecken der Stadt, bekommen aber auch die Gilde der Taschendiebe und die des Rotlichtmilieus ihre eigenen Probleme, die diese dann mit einer eigens organisierten Jagd kompensieren. Schließlich müssen auch sie wieder in ruhe arbeiten können...
Eigentlich schon zum Fürchten, wie schnell man einen Mörder finden und zur Rechenschaft ziehen kann, wenn man unkonvenzionell vorgeht und bestens organisiert ist.

Zeichnungen/Artwork:
Bei beiden Comics sind sich die s/w-Bilder zwar vom Stil und ihrer Wirkung sehr ähnlich, aber doch so verschieden:
David von Bassewitz zeichnet sehr verwaschen, was die Wirkung haben soll, dass der Leser mit den Augen länger auf den Bildern verweilt und so sich der Schrecken und die Tiefe der Geschichte immer weiter aufbaut. Allerdings sind die Details auf den Bildern fast gar nicht zu erkennen, sodass man zu lange auf Seiten kleben bleibt und sich die Spannung, die den Leser schon einengt, wieder streckenweise löst. Für diese Geschichte und seinem Erstlings-Werk, hat von Bassewitz aber gute Arbeit geleistet.

 

Die Zeichnungen von Jon J Muth sind dagegen sehr fotorealistisch gezeichnet und trotzdem etwas verwackelt. Sie gleichen alten fotographischen Aufnahmen, vom Anfang des 20. Jahrhunderts, als noch mit Magnesiumpulver und Silberplatte Fotos gemacht wurden... Das passt sehr gut zu der Zeit der Stummfilme. Wichtige Details werden durch gezielt und dezent gesetzte Farben noch einmal hervorgehoben.



 
Persönliches Fazit:
Ich selber finde, dass beide Comics ihren Reiz haben. Mir selber hat M – Eine Stadt sucht einen Mörder um eine Nasenlänge besser gefallen, wie Vasmers Bruder. Durch den Berliner Dialekt, wirkt „M“ viel authentischer. Peer Meter verwendet zwar auch die polnische Sprache, was auch wieder seinen Reiz hat, aber wenn man kein polnisch kann, hat man ein Problem. Besser wäre in dem Fall Deutsch mit polnischen Akzent zu verwenden... Das sind aber nur Details, die einem nicht abhalten sollten, beide zu lesen!

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